Klavierunterricht für Vorschule
Klavierschule für kleine Kinder

Über die Muttersprachenmethode

Was ist die Muttersprachenmethode?

Das Wort “Muttersprachenmethode” stammt vom japanischen Violinpädagogen Shinichi Suzuki (1898-1998), dem Begründer der Suzukimethode, die als Violinpädagogik eine weltweite Verbreitung fand. Er stellte fest, dass alle gesunden Kinder ihre Muttersprache problemlos erlernen können. Auch wenn sich das Sprachniveau unterschiedlich entwickelt, beherrscht jedes Kind diese schließlich mit einer Exaktheit bishin zu den feinsten Nuancen der Dialekte.
Suzuki war überzeugt, dass in jedem Kind viele unentdeckte Fähigkeiten schlummern. Diese Fähigkeiten können durch Anregungen der Umwelt erweckt und entwickelt werden. Er sagte, Talent wird nicht angeboren, sondern anerzogen. 1

Wir wissen heute, dass schon ein ungeborenes Kind im Mutterleib hören und so nach der Geburt die Stimme der Mutter von Stimmen anderer Personen unterscheiden kann. Allmählich orientiert sich das Kind an den Lauten, die in seiner Umgebung überwiegen, und beginnt, die Laute der gehörten Sprache zu imitieren. Je häufiger das Baby die Muttersprache hört, desto mehr lernt es sie. Durch Wiederholung und vielfältige Reize entwickelt sich etwas später die Fähigkeit, aus dem gelernten Wortschatz neue Sätze und damit seine Gedanken zu bilden. Jedes Kind, das einen gesunden Körper und Geist hat, lernt so seine Muttersprache.

Die Musik wird auch wie die Muttersprache gelernt.

Wenn das Kind eine bestimmte Musik in seiner Umgebung oft hört, nimmt es sie wie die Muttersprache auf. Je häufiger dies geschieht, desto eher stellt sich das Hörsystem des Kindes darauf ein. Auf diese Art und Weise lernt es allmählich das Regelwerk der Musik, also die Fähigkeit, die Musik zu verstehen, und die Grundlage, selbst zu musizieren.

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1Kerstin Wartberg: Shinichi Suzuki, Pionier der Musikerziehung, Deutsches Suzuki Institut 2009, S. 21

Jedes Kind ist dazu fähig.

Auf diesem Gedanken basiert die Muttersprachenmethode. Deshalb steht das Musiklernen durch Hören und Nachahmen am Anfang im Vordergrund.

weiterführende Literatur:
Shinichi Suzuki: Erziehung ist Liebe, Gustav Bosse Verlag 1994
Kerstin Wartberg: Shinichi Suzuki, Pionier der Musikerziehung, Deutsches Suzuki Institut 2009
Wilfried Gruhn: Kinder brauchen Musik, Beltz Taschenbuch 2003
Lutz Jäncke: Macht Musik schlau?, Verlag Hans Huber 2008


Was sind die Besonderheiten der Muttersprachenmethode im Klavierunterricht?

  1. Die Musik wird zuerst ohne Noten durch Hören und Nachahmen gelernt.
    Kleine Kinder, die noch nicht lesen und schreiben, können bereits das Klavierspielen durch Hören und Nachahmen lernen. Das tägliche Hören der CD ist deshalb ein wichtiger Bestandteil des häuslichen Übens. (Wenn die Eltern selbst gut Klavier spielen, ist das Vorspielen natürlich besser als das CD-Hören.) Ohne Noten können sich die Kinder auch besser auf einen guten Anschlag konzentrieren, so einen schönen Klang erzeugen und diesen hören lernen.
    Außerdem klingt die Musik, die durch Hören gelernt und gespielt wird, tiefer und einfühlsamer, da die Musik vom Spieler selbst besser gehört wird. Die Musik durch Hören und Nachahmen zu lernen, ist in den meisten Kulturkreisen auch jetzt noch ein normaler Vorgang.
    Nicht das Tastendrücken nach Noten, sondern das „Hören“ und das innerlich Gehörte zu spielen, muss im instrumentalen Unterricht im Vordergrund stehen.

    Das heißt natürlich nicht, dass Noten in der Muttersprachenmethode nicht gelernt werden. Gerade ein Klavierspieler muss geschriebene Noten sehr gut vom Blatt lesen können. Dies soll neben der Fähigkeit, vom Hören die Musik zu verstehen, intensiv geübt werden, sobald die Kinder in ihrem Entwicklungsstand so weit sind.
    Die Noten werden deshalb etwas später individuell und systematisch eingeführt.

  2. Ein Elternteil lernt mit und hilft dem Kind beim Üben.
    Je kleiner das Kind ist, desto notwendiger ist die liebe und geduldige Hilfe der Eltern. Ein vier- oder fünfjähriges Kind kann noch nicht das Gelernte vom Unterricht zuhause alleine weiterführen und sinnvoll üben.
    Ein Elternteil ist deshalb im Unterricht immer dabei, und lernt mit, um das Kind dann zuhause beim Üben unterstützen zu können. Es ist eine große Aufgabe für die Eltern und natürlich auch für die Lehrkraft, die Kinder anzuregen und ihre Motivation zum Üben zu stärken. (Hierfür gibt es den Elternratgeber im zweiten Set.)
    Durch das Instrumentalspiel wollen wir die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes fördern. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn die Lehrkraft und die Eltern eng miteinander arbeiten. Der Glaube, dass jedes Kind fähig ist, Musik zu lernen, lässt die Lehrkraft und den Elternteil die Höhen und Tiefen des Unterrichts- und Übealltags gemeinsam meistern.

  3. Die bereits gelernten Stücke werden wiederholt geübt.
    Wenn das Kind die gelernten Stücke oft wiederholt, verbessern sich die Technik und der musikalische Ausdruck. Die gute Verdauung der alten Stücke ist ein Fundament, um der nächsten schwierigeren Aufgabe gewachsen zu sein.
    Des Weiteren macht es Kindern auch Spaß, in der Familie oder in der Schule, einfach überall, mehrere Stücke sofort vorspielen zu können - ohne Noten natürlich.
    Das Lernen eines neuen Stückes ist für Kinder oft eine anstrengende Arbeit, dagegen ist es einfacher, die alten Stücke zu spielen.
    Außerdem wird die Übezeit mit dem zunehmenden Alter durch die Wiederholung der alten Stücke länger, was zur gesamten Entwicklung am Instrument beiträgt.




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